Dieses Foto gehört zu meinen besten, obwohl es nicht scharf ist, worüber auch alle genutzten technischen Möglichkeiten der Bildbearbeitung nicht hinwegtäuschen können. Das Foto entstand vor Jahren mit einer LUMIX FZ 1000 und war die klassischste aller Momentaufnahmen. Ich erinnere mich an diesen hektischen, etwas nervösen Moment, als ich die extravagant gekleidete Frau entdeckte. Diese Gelegenheit wollte ich nicht verpassen, es blieben nur Sekunden. Der Autofokus war damals allerdings etwas langsamer als mein Auge und der Finger am Auslöser. Die vielen Kontraste waren unübersehbar und rückten nur deshalb in den Blick, weil die vornehm gekleidete Dame mit ihrem auffallenden Hut mein Fotografenauge getriggert hatte.

Schwarz & Weiß, Kontraste und geometrische Formen überall

Wenn man sich die Zeit nimmt und das Foto genau betrachtet, stellt man fest, dass das eigentlich Besondere an diesem Foto weder die Dame mit Hut noch die vielen Linien bzw. geometrischen Formen waren. Es ist der Blick der Frau in der Camouflage-Hose. Sie schon an dem Pärchen vorbei zu sein und doch wirkt es, als könne man ihre Gedanken hören und als würde ihr „suspicious“ Blick nochmals zu diesem ungleichen Paar schweifen. So, als ob sie ihren Augen nicht traute. Das, was man nicht hört, bleibt zum Glück ihr Geheimnis. Und das jeden Betrachters des Fotos, der sich sein eigenes Bild und seine eigenen Gedanken macht.  Hierin liegt die eigentliche Spannung dieses Bildes. Im Blick!

Diesen Moment einzufangen, war natürlich purer Zufall. Aber der Blick macht das Foto für mich zu einem ganz besonderen – zum eigentlich Kontrast aller Kontraste. Wäre es mir gelungen, es gestochen scharf zu fotografieren, hätte ich es vielleicht bei diversen Fotografie-Wettbewerben eingereicht. Das Foto überhaupt gemacht zu haben, ist aber schon ein Gewinn an sich.

Entstanden ist es im Januar 2018 irgendwo auf Madeira. Würden Portugiesen diesem Bild einen Titel geben, würde er wahrscheinlich lauten „Tia de Cascais“. – Viel Spaß beim Googeln.