Seit ein paar Tagen habe ich die „Handwerkskarte“ der Handwerkskammer zu Köln. Wie sich das anhört! Handwerk. Dabei wollte ich doch nur einen Gewerbeschein, um meine Fotos und Dienste hier und da gegen Rechnung feilzubieten (was für eine antiquierte Wortwahl). Das alles, um die Fotografie sauber zu trennen von meinen ansonsten überwiegend christlichen Aktivitäten und sauber zu arbeiten mit Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Aber die nette Dame bei der Stadt sagte mir, dass das in diesem Fall nur mit einer vorherigen Registrierung des Handwerks als Fotograf möglich sei. Schwuppdiwupp, die ersten 120€ futsch. Egal. Ich weiß ja in welche Spalte meiner Exceltabelle der Betrag gehört.

Der 1. Advent gilt nun als der offizielle Start meiner Tätigkeit als Fotograf. Hört sich für mich immer noch etwas komisch an. Wenn ich sage, ich sei Bäcker, dann ist das etwas anderes. Das habe ich schließlich mal gelernt. Oder Theologe. Dafür gibt es ein Master Certificate in den Tiefen meiner Schränke. Aber Fotograf?! Ich habe doch nichts vorzuweisen außer einer Leidenschaft. Immerhin. Deshalb bin ich Ende November mit meiner Webseite (Danke Marc für deine Hilfe) und Shop online gegangen und habe tatsächlich schon Kalender verkauft. Die Aussagen meines Therapeuten haben mich ermutigt, endlich loszulegen.

Ich höre, wie es bei dir rattert: „Moment. Therapeut? Meinst du das ernst?“ – Antwort: „Häh? Hat heute nicht jeder einen?“

Spaß beiseite. Ich meine das ernst.

Fakt ist, dass das Leben in den letzten Jahren in einer Art und Weise fordernd war, dass ich merkte, wie die Seele schlapp macht. So etwas Ähnliches habe ich 2003 mal mit einer handfesten Erschöpfungsdepression, liebevoll Burnout genannt, erlebt. Das jetzt ist anders. Man nennt es Anpassungsstörung. Eine Störung! Endlich kann jeder laut sagen, was er ohnehin immer vermutet hatte: „Der ‚Ned‘ hat eine Störung. Ich wusste es.“ – Alles gut. Es klingt schlimmer als es ist, zumindest in meinem Fall. Aber ich wollte wissen, was da mit der Psyche passiert. Zwar verstehe ich als gelernter Seelsorger auch nicht unbedingt wenig von der Seele, aber kann nicht schaden, sich mit einem Fachmann zu unterhalten. Freiwillig. Und ich genieße den Austausch und den manchmal vorgehaltenen Spiegel. Eine gute Sache.

Kämpfe im Innersten

…oder hinter den verschlossenen Türen des Zuhauses werden oft unsichtbar für Dritte ausgefochten. Man sieht es einem anderen nicht unbedingt an, was er gerade durchlebt. Ein netter Dienstleister „meiner Pommesbude“ begrüßt mich und andere immer mit: „Na, alles klar bei dir?“ Als ich ihm beim 2. Besuch schon wieder antwortete: „Nein, mir geht es gerade echt…“, hat er den Ernst meiner Situation erkannt und begriffen, dass ich nicht von Husten und Heiserkeit redete, als ich sagte: „Meine Frau ist krank.“ Seitdem sagt er: „Hi. Was kann ich für dich tun?“

Bei Leuten, die wie ich eher ein selbstsicheres Auftreten haben, erkennt man innere Kämpfe nicht auf anhieb. Vor allem dann nicht, wenn das Leben weitergeht oder weitergehen muss. Was sollen beispielsweise eine Tochter oder ein Sohn machen, die erfahren, dass ihre Mutter, die sie über alles lieben, die Diagnose Krebs erhalten hat? Sicher würde alle Kinder dieser Welt am liebsten das Leben anhalten, alles stehen und liegen lassen und sich nur noch um ihre Mutter kümmern, die möglicherweise auch noch ihre beste Freundin ist. Aber das geht nicht so einfach, wenn du selbst kleinere Kinder hast, die dich 24/7 brauchen?

Und was, wenn du der Ehepartner eines geliebten Menschen bist, der schwer erkrankt – dieser Lieblingsmensch, mit dem du schon lange durch Dick und Dünn gehst? Dann hörst du dich sagen: „Du gehst jetzt nirgendwo mehr hin!“ – Das ist, was die Seele dann aus dem eben noch heiterem Himmel in den plötzlich dunkel tosenden Sturm schreien möchte. Wenn diese Seele zusammenklappt, ist das verständlich. Dann macht die Seele eben schlapp, weil sie es nicht mehr tragen kann. Auch bei den (vermeintlich) Starken.

Was hat das jetzt mit dem oben angesprochenen Handwerk zu tun? Was mit dem offiziellen Start von Ned Bremsing Fotopassion? Meinetwegen ist es das Handwerk der Fotografie sowie das Schreiben eines Blogs eine Art Therapie. Ein Versuch, dem Leben, das nicht fair ist, dennoch Schönheit abzutrotzen, langsamer zu machen, genauer hinzuschauen. Nicht einfach, wenn man das nicht gewohnt ist. Aber ein Versuch ist es wert. Ich würde mich freuen, wenn du mich auf dieser Reise begleitest und vielleicht sogar unterstützt aus meinem Hobby etwas mehr zu machen. Schöne, beeindruckende Bilder sind das eine. Aber sie können – zumindest mich – nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich noch sehr viel zu lernen habe.

Nutze gerne den WhatsApp-Link oder die Mailadresse, um mir mitzuteilen, ob du in meinen Verteiler möchtest, damit du weder schöne Fotos noch nachdenkliche und sicher auch mal humorvolle Texte verpasst. Auf Instagram bin ich auch unterwegs (siehe Icons oben).

10 Replies to “Krass, es geht jetzt los! – Von Therapeuten und anderen Influencern)”

  1. Hallo Karsten, ich wünsche Dir alles erdenklich Gute
    und viel Erfolg !!
    Wenn ich übernächste Woche wieder aus dem Golfurlaub in Marokko zurück bin melde ich mich !
    Dann finden wir hoffentlich auch endlich einen gemeinsamen Termin für die Kämpe.
    LG Werner

  2. Hallo Fotograf,
    Schön zu sehen, dass dein Projekt solche Blüten trägt-ich hoffe das dies dazu beiträgt schöne Momente zu bringen und sie dementsprechend zu genießen….

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