Meine Begeisterung für die Fotografie habe ich meinem allerersten Chef zu verdanken. 1981 schwärmte er von seiner Pentax Spiegelreflexkamera*, zeigte mir seine schönen Fotos und hatte mich schnell überzeugt, mein erstes Lehrlingsgehalt in das neue Hobby Fotografie zu investieren. Bald schon sagte man mir nach, dass ich „ein Auge“ habe. Fünf Jahre später verkaufte ich die ersten Portraits, die ich in einem dreimonatigen Japanaufenthalt von Kindern schoss. – Damals war das übrigens noch unproblematisch. Kinder und Eltern freuten sich über jedes Foto, streckten die Hände in die Höhe, machten das Victory-Zeichen und riefen „PEACE“. – Leider habe ich die 600 Dias meiner Japanreise falsch gelagert und musste sie Jahre später im Müll entsorgen. Die Dias waren weg, die Erinnerung an Japan und die Leidenschaft für die Fotografie blieben.
Jahre später – immer noch zu Zeiten analoger Fotografie – zog es meine Frau und mich mit unsern ersten beiden Kindern für mehr als zehn Jahre ins Ausland. Da die analoge Fotografie kostenintensiver war als in Deutschland, trennte ich mich von meiner Nikon F-801 S und verkaufte sie mit allen Objektiven an einen Freund. Zufällig fand ich vor Kurzem heraus, dass er seine Brötchen heute mit der Fotografie verdient. Wie cool ist das denn!
Was gefällt oder nicht gefällt, liegt im Auge des Betrachters. Wer fotografiert, tut es meist in erster Linie für sich und wegen seiner Liebe zur Fotografie. Was mich betrifft, entschleunigt es mich mit der Kamera unterwegs zu sein – egal ob in der Stadt, den Bergen, dem Wald oder am Meer. Die Kamera bremst mich, zwingt mich anzuhalten, genau hinzuschauen, Einzelheiten in den Blick zu nehmen, die richtige Mischung zu finden und dafür am Einstellrad der Kamera und am Blendenring des Objektivs zu drehen – ohne selbst „am Rad zu drehen“. Entschleunigung ist wichtiger denn je, denn dann entstehen unvergessliche Momente, die man mit Fleiß und manchmal etwas Glück in Bildern festhalten kann. Manchmal eignen sie sich sogar, um sie minutenlang zu betrachten, denn nicht selten erzählen sie Geschichten. Deshalb die Bitte: Swipe nicht hastig durch die Bilder. Lass sie auf dich wirken, lies die Texte und schreib mir deine Gedanken, deine Ideen, Anregungen. Ich sage es immer wieder #ichübenoch. Das meine ich so. Ich möchte nie aufhören, dazuzulernen, egal in welchem Bereich des Lebens.
*Heute fotografiere ich mit der SONY ALPHA 7iv, einer geschenkten 7ii sowie einigen unverschämt teuren, aber hervorragenden SONY Objektiven mit Festbrennweite.
**Übrigens ist nedbremsing Norwegisch und kann mit Entschleunigung übersetzt werden. Mehr dazu im Blogartikel „Das ist mir wichtig!“